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Gedanken zur Schließung des Bottroper Karstadthauses (Kommentar)

(Kommentar)

Karstadt war seit vielen Jahrzehnten für viele Bottroper der Kern der Innenstadt und hat wie kein anderer Betrieb das Stadtzentrum geprägt. Lange war es unvorstellbar, dass dieses Kaufhaus aus der Innenstadt verschwinden könnte. Doch falsche Entscheidungen haben dieses Bild nun doch in greifbare Nähe gerückt. Wie konnte das geschehen? Ich persönlich vermute dabei folgende Punkte als maßgebliche Ursachen:

– Die Unflexibilität des Betreibers –

Anstatt auf die örtlichen Gegebenheiten der betroffenen Städte einzugehen, versucht der Betreiber mit einem längst überholten Konzept der Kaufhauskette eine Einzelhandelsgruppe nach Standardschema zu betreiben.
Eine thematische, optische und zielgruppenorientierte Angliederung an das Palais Vest hätte dem Recklinghausener Haus helfen können statt hilflos zuzusehen, wie die übermächtige Konkurrenz die Kundschaft vereinnahmt.
Auch beim Bottroper Haus hätte unter Berücksichtigung der speziellen Umstände das Karstadthaus weiter die wichtigste Anlaufstelle in der Innenstadt bleiben können, doch diese Position hat man unterwürfig an Kaufland abgetreten.
Statt die Multimediaabteilung zu stärken und somit nach der Schließung des Promarktes die Nummer 1 in diesem Fachbereich zu werden, wurde sie zeitnah auch aufgegeben. Statt die Abteilungen, welche Akzeptanz fanden, zu attraktivieren, wurde auf Ramsch und Billigware gesetzt und das, was es in der Umgebung bereits gab, lediglich in schlechterer Form kopiert.

Da aber selbst obiges Vorgehen in einigen Städten noch für den Erhalt der Standorte ausreichte, muss die zweite Ursache die ausschlaggebende für den Niedergang gewesen sein:

– Die politische Weichenstellung für die Bottroper Innenstadt –

In vielen Gesprächen auf diversen Infoständen konnte sich kaum jemand an eine intakte und attraktive Innenstadt erinnern, nein, vielmehr stellt sie seit gefühlten 20 Jahren eher eine Dauerbaustelle dar. Seit der Erneuerung der Pflasterung wird die Bottroper Fußgängerzone maßgeblich geprägt von Dreck und Baulärm. Doch das Schlimmste: nach Fertigstellung scheint meist mehr verloren gegangen zu sein als gewonnen wurde.

Der ehemalige Mensingbrunnen, der quasi eines der Drehkreuze der Innenstadt darstellte, wich einem namenlosen Platz, den man ohne Bauzäune nur bei Infoveranstaltungen, Stadtfesten oder während der Markttage wahrnimmt, da die diversen Baustellen dann durch Dekoration aus dem Fokus schwinden. Und wer empfindet den neugestalteten Cyriakusplatz als eine Attraktivitätssteigerung gegenüber dem Alten?

Karstadt wurde in Bottrop von der Politik der Gnadenstoß versetzt. Nicht nur, dass keine Attraktivierung der Umgebung stattfand, die wichtigsten Zugangspunkte von Karstadt wurden durch diverse Maßnahmen nicht in das Stadtgeschehen eingebunden, sondern davon abgeschnitten.

Es gäbe verschiedene Ansätze, das Bottroper Karstadthaus durch politische Hilfe- und auch Weichenstellungen zu retten, doch kann man wirklich darauf hoffen, dass genau die Leute, die die Misere mit verursacht haben, nun zum Retter werden? Dass die SPD plötzlich das Querdenken erlernt und den Beschäftigten hilft, erwarte ich kaum, da erfahrungsgemäß der Horizont von CDU und SPD doch meist bei Maßnahmen wie Subventionen und Abwicklung endet.

Aber ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die großen Fraktionen vielleicht doch mal über ihren Schatten springen und möglichen Szenarien zum Erhalt des Kaufhauses und der verbundenen Arbeitsplätze eine Chance zur Umsetzung geben.

(Kommentar)